Paläontologie: Bunte Dinosaurier
Es war ein Oktobertag 2006 an der Yale University in New Haven (Connecticut). In einem dunklen Labor hockte ich am Elektronenmikroskop und wollte mir 200 Millionen Jahre alte versteinerte Tinte von einem Kalmarverwandten anschauen. Als ich das Bild scharf stellte, blickte ich in ein Meer durchscheinender Kugeln, jede etwa ein fünftel Mikrometer groß. Sie sahen genau so aus wie die Melaninkörnchen von heutigen Tintenfischen.
Zwar wusste ich, dass Forscher schon ein paar Jahre zuvor fossile Tintengranula entdeckt hatten. Trotzdem überwältigte mich der Anblick. Später untersuchte ich noch viele Fossilien von Kopffüßern aus verschiedensten Zeiten und von diversen Orten. Und stets waren die Pigmentkörnchen bestens erhalten, selbst noch nach Hunderten von Jahrmillionen.
Irgendwann kam mir die Idee, dass Melanin – genauer gesagt die melaninhaltigen Strukturen – auch bei anderen fossilen Organismen überdauert haben könnte, vielleicht sogar bei Dinosauriern. Je nach seiner Beschaffenheit, Zusammensetzung und Menge bewirkt das Pigment die rötliche, braune, graue oder schwarze Tönung von Haaren, Haut, Federn und Augen oder lässt Vogelgefieder metallisch schillern, also abhängig vom Blickwinkel in anderen Farben glänzen. Allerdings glaubten Paläontologen bis dahin, dass es die Fossilisation kaum jemals überstanden hat, schon gar nicht bei Wirbeltieren. Nur von ein paar wirbellosen Tieren kannte man einzelne Gegenbeispiele. Daher beruhte die Kolorierung von Zeichnungen und Nachbildungen der Dinosaurier – wie auch anderer ausgestorbener Wirbeltiere – bis vor einigen Jahren auf reiner Fantasie. Manche Künstler gaben ihnen gedeckte und Erdfarben, andere verpassten ihnen kräftige, leuchtende Töne oder malten sie sogar quietschbunt an. Die einen dachten dabei an tarnfarbene Reptilien und Amphibien, die anderen wohl eher an die Vögel als Nachfahren der Dinosaurier – besser gesagt deren letzte Überlebende ...
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